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Geförderte Projekte Informationen zu den 2019 zur Förderung ausgewählten Projekten


Interaktive Internetseite über Hagen in der NS-Zeit

Pablo Arias & Rudi Steffens, Rahel Varnhagen Kolleg, Hagen

Wir entwickeln seit 2018 eine (im Aufbau befindliche) interaktive Seite über Hagen in der NS-Zeit, die auch mit dem Smartphone genutzt werden kann. Wenn man auf Points of interest klickt, öffnen sich Fenster mit Text-, Bild-, Audio- und Videodateien über Hagener NS-Opfer. Es gibt zwei Suchoptionen:
⦁    eine Karte der Stolpersteine in Hagen
⦁    stadtteilbezogene Rundgänge

Ziele und Zielgruppe
Ziel des Projektes ist, Information über die Hagener Opfer der NS-Diktatur zu sammeln, zu bearbeiten und öffentlich zu präsentieren. Das Rahel-Varnhagen-Kolleg ist eine Abendschule für Jugendliche, meist zwischen 17 und 25 Jahren alt, die ihren Abschluss nachholen. Die Mehrheit hat einen migratorischen Hintergrund. Das Projekt ist für Abendrealschüler und Abendgymnasiasten offen. Es befähigt die Schüler dazu, komplexe Themen unter Anleitung zu recherchieren, zu bearbeiten und adressatengerecht zu präsentieren. Es fördert die Medienkompetenz und erlaubt eine Öffnung der Schule zum Hagener Umfeld. In Sinne der politischen Bildung wird bei den Schülern eine aktive, partizipative Haltung gefördert. Das Projekt ist auf andere Schulen und Schulformen übertragbar. Adressat ist auch die Hagener Öffentlichkeit. Das Format (Internet, kurze Texte und viele Bilder, Handyformat) soll vor allem Jugendliche ansprechen. Das Projekt soll einen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten.

Methodik und Didaktik
Es werden verschiedene Arbeitsformen angewendet. Die Infosammlung und -auswahl findet hauptsächlich in Kleingruppen oder Partnerarbeit statt. Die Arbeitsergebnisse werden im Plenum diskutiert. Da wir stufen übergreifend arbeiten, sind die Mitwirkungsmöglichkeiten unterschiedlich komplex: Texte schreiben, diese übersetzen oder vertonen, Fotos oder Videos mit dem Handy machen, jeder Schüler nach seinem Kompetenzgrad (Binnendifferenzierung). Die Arbeit in außerschulische Lernorten (Archiv, Museum, Gedenkstätte) bedarf einer besonderen Methodik, die mit den Schülern geübt werden will. Auch Urheberrechts- und Datenschutzfragen müssen von den Schülern bei ihrer Arbeit berücksichtigt werden.

Durchführung
⦁    Recherche: Die Schüler erhalten Informationen, Fragen und Hinweise zu den Opfern. Sie ergänzen diese durch Handybilder historisch relevanter Orte, wie zum Beispiel der Wohnungen der Opfer. Sie interviewen Zeitzeugen und besuchen Gedenkstätten und Archive.
⦁    Bearbeitung der Information: Gemeinsame redaktionelle Überarbeitung der Texte. Schüler (Muttersprachler) erstellen Übersetzungen als Text- oder Audiodatei.
⦁    Veröffentlichung: Redigierte und vereinheitlichte Texte werden hochgeladen. Parallel werden Pressebeiträge geschrieben, öffentliche Rundgänge und Vorträge (Gemeindehäuser, Rathaus, Jugendzentrum) angeboten, sowie "konventionelle" Stolpersteine verlegt. Die Rundgänge werden auch als Heft veröffentlicht. Der Geschichtsverein hilft bei den Steinverlegungen und der Sponsorensuche.

Erwartungshaltung
⦁    Förderung der Selbständigkeit und einer aktiven Haltung der Schüler in Sinne der politischen Bildung
⦁    Entwicklung eines Bewusstseins für gegenwärtige Vorurteile durch Thematisierung der Verfolgung der Juden, Homosexuellen, Behinderten, etc.
⦁    Ein Großteil unserer Schüler sind Migranten. Da die Inhalte mehrsprachig angeboten werden, erfährt die Sprachfähigkeit in ihrer jeweiligen Muttersprache eine positive Wertung.
⦁    Vernetzung mit Kollegen aus anderen Schulformen und Städten mit ähnlichen Projekten
⦁    Öffentlichkeitsarbeit: Die Schule ist mittlerweile in ganz Hagen gut bekannt. Presse, Radio und Fernsehen berichteten über das Projekt. Wir bekommen daher Anfragen aus anderen Schulen. Zu unserem letzten Vortrag in der Hagener Hauptkirche kamen ca. 150 Personen.

Zusammenarbeit / Akteure
Das Rahel-Varnhagen-Kolleg und der Hagener Geschichtsverein kooperieren seit 2018 im Rahmen des Projekts "Bildungspartner NRW". Ein Lehrer ist gleichzeitig Vereinsmitglied. Seit 2018 arbeiten wir mit weiteren Schulen in Hagen und Dortmund, um digitale Steine in anderen Orten zu verbreiten. Weitere Partner und Sponsoren: Stadtarchiv und -museum, Katasteramt, Bezirksvertretungen, Friedhofsamt, Stadtkanzlei, Ev. Paulus Gemeinde, Kath. Heilig-Geist Gemeinde, DGB, Verein Friedenszeichen, Hagener Heimatverein, Hohenlimburger Heimatverein, Hagener Firmen und Schulen, Rene Röspel, MdB.

Voraussetzungen
Personalressourcen: Zwei Lehrkräfte (Geschichte + Informatik), die Projektarbeit wird teilweise im Stundenplan angerechnet. Einige unserer volljährigen Schüler haben fundierte Informatikkenntnisse, teilweise parallel zur Schule kleine Jobs, in denen sie Programmierarbeit leisten.
Technische Ressourcen: Digitale Karte basiert auf kostenloser Google-Maps- Anwendung. Tonaufnahmen und Bilder mit Schülerhandy. Es laufen Gespräche, um professionelle Ton- und Videoaufnahmen zu machen, budgetabhängig. Eine Dortmunder Partnerschule klärt, ob künftig ihr Studio kostenfrei genutzt werden kann. Die Stadtdruckerei druckt kostenlos Veranstaltungsplakate und Broschüren der Rundgänge. Die Stadtkanzlei befreit uns von den sonst fälligen Gebühren bei Anfragen beim Einwohner- und Katasteramt sowie beim Stadtarchiv (Recherche, Karten für die Stadtteilrundgänge).

Zeitplan
2019: Bisherige digitale Steine überarbeiten. Neue Digitale Stolpersteine für die Familien Stern, Levy und Löwenstein entwerfen. Vorstellung der neuen Steine auf einer Veranstaltung am 7. Oktober im Rathaus November 2019: Stadteilführung in Hohenlimburg, diesmal auch als "Rallye"
2020 bis 2021: Stolpersteinverlegungen: Julius Weiß (Sinto), August Neuschäfer (Euthanasieopfer), Hartmut Stadtler (Kindereuthanasie), Martha Wassermann (Zwangssterilisation), Elfriede Graml (Zwangssterilisation), Arno Neumann (jüdischer Bürger), Alex Best (politisch Verfolgter)
Ab Juni 2020: (Wander-)Schulausstellung über Menschen mit Behinderung in Hagen in der NS-Zeit und heute (in Kooperation mit der Fachhochschule Dortmund und der Caritas). Karte der digitalen Steine: Vernetzung mit weiteren Schulen intensivieren.

Einsatz Fördergeld
⦁    Verlegung von Stolpersteinen
⦁    Technische Ausstattung, Verbesserung der Internetseite
⦁    Besuch von Archiven und Gedenkstätten
 
 

Pablo Arias (li.) und Rudi Steffens
Foto: Dominik Eisele/Deutsches Lehrkräfteforum

 

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