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Geförderte Projekte Informationen zu den 2019 zur Förderung ausgewählten Projekten


Macht der Worte – Haltung, Hip-Hop und Demokratie

Imke Kahrmann, Kopernikus Gymnasium Lintorf, Ratingen

In dem Projekt setzen sich Schülerinnen und Schüler mit dem im Lehrplan verankertem Thema "Musik und Politik" auseinander, indem sie zunächst aktuelle Popsongs in Hinblick auf Rassismus und Sexismus analysieren, die Ergebnisse in einem Gallery Walk präsentieren und abschließend einen eigenen Rap zur politischen Zukunft Deutschlands erstellen. Das Projekt schult den kritisch analytischen Blick auf aktuelle Populärmusik und stellt einen klaren Lebensweltbezug her. Gleichzeitig werden Propaganda-Lieder aus der NS-Zeit sowie deren Wortgebrauch untersucht und in den heutigen Kontext gesetzt. Die SuS reflektieren in Hinblick auf das Thema "Haltung zeigen!" ihre eigenen Wertevorstellungen und Definitionen von Deutschland, hinterfragen diese und stellen ihren eigenen Deutschland-Rap vor.

Außerdem besuchen Die Schülerinnen und Schüler als Kurs das internationale Kulturfestival Ruhrtriennale im Ruhrgebiet, was als Schnittstelle von Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Performance und Bildender Kunst weltweit einzigartigen ist. In diesem Jahr behandelt das Festival das Thema der europäischen Selbstkritik in Hinblick auf die Verteidigung demokratischer Werte in Europa.

Ein Rückblick auf den Festivalbesuch und alle weiteren Ergebnisse werden in einer aktiven Ausstellung (Ergebnisse Gallery Walk, Rap mit Band, Stellwand mit Kommentaren) am Tag der offenen Tür (30. November 2019) präsentiert. Somit entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine klare Haltung, wie sie dem Thema Rassismus und Sexismus in der deutschen Gesellschaft gegenüberstehen und können auch als Vorbild für andere Schülerinnen und Schüler fungieren.

 
Ziele und Zielgruppe

Das Projekt verfolgt verschiedenen Teilziele. Als übergeordnete Zielsetzung gilt es, dass aus Schülerinnen und Schülern mündige Bürgerinnen und Bürger werden, damit diese in der Demokratie Deutschlands eine klare Haltung entwickeln und mit reflektierten Werten gemeinsam darin leben können.
Zunächst werden Schülerinnen und Schüler mit sich selbst und der eigenen, meist deutschen Identität konfrontiert. Dies führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Stereotypen, Wertevorstellungen und mündet in der Reflexion der konsumierenden Musik. Der manipulative Charakter der Musik wird hier herausgestellt und in engem Zusammenhang mit politischen Strömungen der deutschen Gesellschaft gesetzt. Die Verzahnung von Text und Musikanalyse ist hier besonders zentral.
Des Weiteren setzen sich Schülerinnen und Schüler mit zeitgenössischer Kunst (Ruhrtriennale) auseinander, um den Aspekt der deutschen Identität und die Gefahr des Zerfalls von demokratischen Werten künstlerisch (Tanz, Musik, Gestaltung) zu erfahren. Einzelne Besuche der Ruhrtriennale verdeutlichen ihnen, dass sich die heutige Kunstszene deutlich mit der Haltung zu demokratischen Werten auseinandersetzt und zeigt ihnen eine neue (Kunst-) Sprache der Darstellung. Die Vorstellungen der Ruhrtriennale werden im Unterricht nachbesprochen und dokumentiert, sodass die Eindrücke auch in der abschließenden Ausstellung berücksichtigt werden können.
Abschließend erstellen Schülerinnen und Schüler eigenen Rap-Text, in dem sie in ihrer eigenen Sprache ihre Haltung zur politischen Lage in Deutschland verdeutlichen. Es ist wichtig für die Schülerinnen und Schüler, klar Stellung zu beziehen und diese auch verbalisieren zu können.

Methodik und Didaktik
Wichtig in dem Projekt ist es, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur Musik hören und erleben, sondern auch selbst gestalten. In Gruppenarbeitsphasen werden einige Popsongs arbeitsteilig analysiert und präsentiert. Kooperative Lernformen stehen im Fokus, damit die Schülerinnen und Schüler voneinander profitieren, sich austauschen und auch kontrovers diskutieren. Am Ende ist das gemeinsame Musizieren, das Erstellen und Aufführen des Rap-Songs eine Form des praktischen Musizierens, was viele verschiedene Kompetenzen vereint. Die Schülerinnen und Schüler sind von Anfang an gefragt, eigenständig und selbstverantwortlich zu planen, zu arbeiten und zu präsentieren. Somit spiegeln sich Werte der Demokratie bereits in den Arbeitsmethoden wider, da die Schülerinnen und Schüler sich abstimmen, Kompromisse finden und ihre Standpunkte überdenken müssen. Das ganze Projekt ist als Prozess der Reflektion und Erkenntnisgewinnung ausgelegt und erweitert Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Daran wachsen nicht nur die Schülerinnen und Schüler individuell, sondern auch die gesamte Gruppe. Das Projekt orientiert sich stark an den verschiedenen Kompetenzen wie Urteilsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit sowie Handlungsbereitschaft, die ebenfalls im Kernlehrplan gefordert werden.

Durchführung
Reihe: Musik und Politik vom 30. August (Beginn des Unterrichtes der Klasse 10/EF) bis 12. Oktober 2019 (Herbstferien)
⦁    Was ist an Musik politisch? (Aktualität des Themas am Beispiel von BE German Böhmermann) Wissenschaftliche Artikel, Lugert, Cornelsen
⦁    Was ist deutsch und warum? Kritische Reflexion von Stereotypen am Beispiel BE German, Vergleich Propagandamusik in der NS-Zeit
⦁    Ist deutsche Popmusik politisch? Gruppenteilige Analyse verschiedenen Pop-Songs unter anderem von Xavier Naidoo, Kollegah usw.
⦁    Bestandaufnahme: Darstellung der Analyse der Pop-Songs mit Plakaten im Kurs, Stellungnahme, kritische Reflexion, Diskussion
⦁    Darf ich Deutschland kritisieren? Meinungs- und Kunstfreiheit am Beispiel von Rammsteins "Deutschland"
⦁    Besuch der Ruhrtriennale (findet bis Ende September statt, verschiedene Konzerte und Darstellungen können besucht werden, es folgt eine Dokumentation und Reflexion), Umsetzung von zeitgenössischen Künstlern mit dem Thema europäische Werte
⦁    Reflexion Ruhrtriennale: Wie zeigen Künstlerinnen und Künstler ihre Haltung zum Thema Demokratie und europäische Werte?
⦁    Und nun Ich! Erstellung eines eigenen Rap-Textes mit anschließender Darbietung
⦁    Rap wird eingeübt, zusammengestellt und vertont
⦁    Vorbereitung der interaktiven Ausstellung für den Tag der offenen Tür (Stellwände mit Postern in Farbe für den Gallery Walk, Dokumentation der Ruhrtriennale, Analyseergebnisse, Tablet mit kurzem Video von Schülerinnen und Schülern Impressionen, interaktive Stellwand für Besucherstatement)

Erwartungshaltung
Das Projekt soll zum einen die Selbstreflektion und Mündigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern und zum Nachdenken anregen. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, ihre Meinung und Haltung öffentlich auszudrücken und sich künstlerisch-musikalisch mitzuteilen. Es ist zu erwarten, dass die Schülerinnen und Schüler eine hohe Bereitschaft zeigen, sich an dem Projekt aktiv zu beteiligen, da ein starker Lebensweltbezug gegeben ist und praktisches Musizieren äußerst beliebt ist.

Zusammenarbeit / Akteure
⦁    Musikkurs der EF Stufe (10 Klasse)
⦁    Ruhrtriennale (bis Ende September)
⦁    Fächerübergreifender Unterricht (Aufgrund des Themas "Haltung zeigen!" werden Inhalte aus dem Geschichts-, Politik-, Kunst- sowie Deutschunterricht mit in die Gestaltung fließen.)
⦁    Öffentlichkeit am Tag der offenen Tür (Ausstellung)
⦁    Einbezug der Besucherinnen und Besucher (interaktive Ausstellung)

Voraussetzungen
Das Projekt wird im Rahmen des Kernlehrplanes zum Thema "Musik und Politik" in der Jahrgangsstufe 10 (EF) realisiert. Neugierige und reflektierte Schülerinnen und Schüler sind als Voraussetzung gegeben, der Wille und auch die Freude am Musizieren, Reflektieren und Analysieren von Musik mit Lebensweltbezug sind ebenfalls zu erwarten. Das Projekt hat Alleinstellungsmerkmale, da solch eine fächerübergreifende interaktive Ausstellung mit Musikdarstellung am Tag der offenen Tür bisher nicht stattgefunden hat.

Zeitplan
30. August 2019: Unterrichtsbeginn des Musikkurses
Bis 30. September 2019: Besuch der Ruhrtriennale
Bis 12. Oktober 2019: Fertigstellung der Ausstellung und des Rap-Songs
30. November 2019 Tag der offenen Tür mit interaktiver Ausstellung des Projektes "Macht der Worte – Haltung, Hip-Hop und Demokratie"

Einsatz Fördergeld
Der Förderbetrag würde für verschiedenen Teilen das Projekt unterstützen. Zum einen könnten somit der Eigenanteil der einzelnen Schülerinnen und Schüler für die Konzertbesuche und die Beförderung dorthin (öffentliche Verkehrsmitteln außerhalb des Schülertickets) möglichst gering bleiben. Des Weiteren können eingesetzte Instrumente (Keyboards, Orff-Instrumente etc.) instandgesetzt werden und somit mehrere Schülerinnen und Schüler aktiv musizieren. Außerdem kann die Ausstellung mit allen Materialen (Plakate, Fotodrucke, Buntkopien etc.) teilfinanziert werden.

Aus der Projektarbeit
Bereits kurz nach der Bekanntgabe der Projektförderung haben wir die Bestellung der Klangsteine in Auftrag gegeben und passendes Material erstellt, um sobald wie möglich mit den Schülerinnen und Schülern des sechsten Jahrganges ein neue Art des Klassenmusizierens zu erkunden. Mithilfe der farblichen Anordnung der Tonleiter gelang es den Schülerinnen und Schüler, auch denen mit sprachlichen Barrieren, schnell aktiv zu musizieren. In kleinen Gruppen wurden Akkordreihenfolgen mit Farbkarten erstellt, die als Spielvorlage dienen. Das Neue an dem Klassenmusizieren ist die Verbindung von Melodie und Begleitung. Da zur Zeit weder Singen noch Flöten als Melodieinstrumente im schulischen Musikunterricht möglich sind, stellen die Klangbausteine eine ideale Verbindung beider Möglichkeiten dar. Eine Gruppe spielt die Melodie, die anderen Gruppe die Akkorde als Begleitung. Dies schult nicht nur die Musikalität, sondern auch die Kommunikationskompetenz der Schülerinnen und Schüler. Alle Schüler waren begeistert endlich wieder selbst musizieren zu dürfen und fanden schnell einen freudvollen Zugang zu den Liedern. Wir bedanken uns im Namen aller Schülerinnen und Schülern bei dem Deutschen Lehrerforum, was uns durch die Fördersumme diese neuen Wege des Musikunterrichts ermöglicht!

Imke Kahrmann
Foto: Dominik Eisele/Deutsches Lehrkräfteforum

 

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